Erfahren Sie mehr über die Anatomie und Schädigungen des Hüftgelenks, die Befestigung von künstlichen Hüftgelenken sowie über die Vorgänge vor der Operation.
Das Hüftgelenk besteht aus zwei knöchernen Anteilen:
Beide Gelenkteile sind in gesundem Zustand mit Gelenkknorpel umgeben, der als Gleitschicht dient und somit die Reibung der beiden Gelenkteile vermindert. Zudem wirkt er als Stoßdämpfer. Er verteilt und mildert die Kräfte, die auf das Hüftgelenk einwirken. Das Hüftgelenk ist von einer festen Gelenkkapsel umgeben.
Stabilität und Beweglichkeit durch Bänder und Muskeln
Seine außerordentliche Stabilität erhält das Hüftgelenk durch seinen Aufbau: Der Hüftkopf ruht sicher in der ausreichend großen, gewölbten Hüftpfanne. Zusätzlich wird das Hüftgelenk durch starke Bänder gesichert. Umgeben ist das Hüftgelenk von kräftigen Muskeln, die das Gelenk schützen und eine kraftvolle Bewegung der Beine ermöglichen.
Schädigung des Hüftgelenks - Wie wird das Hüftgelenk geschädigt?
Voraussetzung für eine reibungslose und schmerzfreie Bewegung im Hüftgelenk ist ein intakter Gelenkknorpelüberzug auf Hüftkopf und Hüftpfanne. Verschiedene Faktoren können zu einem Verschleiß oder einer Schädigung des schützenden Überzuges aus Knorpel, zur so genannten Hüftarthrose (Coxarthrose) führen:
Bei der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik e.V. erhalten sie Informationen zu häufig gestellten Fragen rund um die Erkrankung und den Eingriff des Hüftgelenks: Weitere Informationen finden Sie hier.
Im gesunden Hüftgelenk bildet der Gelenkknorpel eine glatte Fläche, die Reibung der Gelenkflächen ist somit sehr gering.
Bei der Hüftarthrose verliert der Gelenkknorpel zunächst unbemerkt seine Elastizität, er raut an den Stellen der größten Belastung auf und wird im weiteren Verlauf vollständig abgenutzt. Nun reiben die knöchernen Gelenkflächen aneinander, was schließlich zur Verformung von Hüftkopf und Hüftpfanne führen kann.
Bei der Patientenorganisation Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e. V. finden Sie weiterführende Informationen zum Thema Arthrose.
Schmerzen und Bewegungseinschränkung
Reiben Gelenkflächen ohne schützenden Knorpelüberzug aneinander, verspürt der Betroffene Schmerzen – zunächst nur bei Belastung, im Verlauf zunehmend auch in Ruhe, vor allem nachts. Die Schmerzen treten hauptsächlich im Bereich der Leiste auf, können aber auch in den vorderen Oberschenkel ausstrahlen.
Durch die Schmerzen und die nachfolgenden Muskelverspannungen ist die Beweglichkeit des Gelenks gestört: Da das Hüftgelenk eine wesentliche Funktion - insbesondere bei alltäglichen Tätigkeiten wie Sitzen und Gehen - übernimmt, sind Betroffene in ihrem Alltag und ihrer Lebensqualität zunehmend eingeschränkt. Bereits das Anziehen von Schuhen und Strümpfen, das Treppensteigen oder das Aufstehen aus dem Bett können zur Belastung werden.
Möglichkeiten der Linderung
Je nach Ausprägung der Beschwerden versucht der behandelnde Arzt zunächst mit konservativen Methoden, die Schmerzen zu lindern. Dazu zählen schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente, Krankengymnastik, Bäder und Packungen. Dadurch können die Schmerzen verringert und die Beweglichkeit im Gelenk verbessert werden.
Allerdings gibt es derzeit noch keine gesicherte Methode zur Heilung der Hüftarthrose. Führen daher alle konservativen Maßnahmen nicht zu einer Schmerzlinderung, wird vom Arzt der Einsatz einer künstlichen Hüfte empfohlen.
Künstliches Hüftgelenk - Wie funktioniert es?
Die künstlichen Prothesenteile bestehen z. B. aus:
Der Operateur entscheidet anhand der individuellen Gegebenheiten des Patienten, welche Materialien in Frage kommen.
Ist der Knorpelüberzug in der Hüftpfanne noch gut erhalten (beispielsweise nach einem Schenkelhalsbruch), braucht diese nicht ausgetauscht zu werden. Dann wird nur der Hüftkopf mitsamt dem Oberschenkelhals durch einen künstlichen Hüftkopf auf einem Prothesenschaft ersetzt. Somit läuft nach der Operation der künstliche Hüftkopf in der natürlichen Hüftpfanne. Hierbei spricht man dann von einer Teilendoprothese (auch: Hemi-Endoprothese).
Befestigung des künstlichen Hüftgelenks - Wie wird die Hüftendoprothese befestigt?
Ein künstliches Hüftgelenk kann auf unterschiedliche Arten im Knochen befestigt werden. Grundsätzlich unterscheidet man eine zementierte von einer zementfreien Fixierung:
Die richtige Wahl ist somit nicht nur vom Alter des Patienten, sondern auch von der Beschaffenheit des Knochens abhängig. Daher trifft der Operateur diese Entscheidung in Absprache mit dem Patienten im Rahmen des Aufklärungsgespräches.
Bei dieser Methode wird die künstliche Hüftpfanne durch Knochenzement mit dem Prothesenschaft verbunden.
Insbesondere für ältere Patienten ist in vielen Fällen die Anwendung von Knochenzement beim Einsetzen der Hüftendoprothese ratsam. Das langsame Einwachsen des künstlichen Hüftgelenkes entfällt und der Patient darf kurz nach der Operation das Bein wieder belasten.
Zudem konnte in großen Studien gezeigt werden, dass zementierte Hüftendoprothesen besonders lange haltbar sind. So kann eine sonst eventuell nötig werdende Wechseloperation vermieden oder zumindest lange hinausgezögert werden.
Was passiert vor der Operation?
Der Arzt schaut sich zunächst Ihr Becken, beide Hüften, die Wirbelsäule und die Beine an und tastet dabei verschiedene Muskel- und Knochenstrukturen ab. Anschließend führt er einige Bewegungstests durch, um sich ein Bild über die Beweglichkeit des Hüftgelenkes zu machen. Er prüft auch die Schmerzhaftigkeit verschiedener Bewegungen im Hüftgelenk, wie An- und Abspreizen, Drehen, Beugen und Strecken. Daneben untersucht der Arzt, ob eine so genannte Beinlängendifferenz vorliegt.
Im Gespräch mit dem Arzt erfragt dieser zunächst Details zu Ihren Beschwerden. Er möchte wissen, wo es schmerzt und wohin die Schmerzen ausstrahlen. Auch erkundigt er sich nach der Schmerzstärke, der Schmerzdauer und Einflussfaktoren, welche die Beschwerden verschlimmern oder auch lindern.
Im Röntgenbild erkennt der Arzt Veränderungen, die bei einer Hüftarthrose auftreten: Der Gelenkspalt zwischen Hüftpfanne und Hüftkopf ist durch den Knorpelverlust ungleichmäßig, verschmälert oder gar ganz aufgehoben. Die Knochenstruktur von Hüftkopf und Hüftpfanne erscheint unregelmäßig und verändert, im Endstadium kommt es zur Verformung der Gelenkanteile.
Am Tag vor der Operation wird der Operateur in der Regel ein Aufklärungsgespräch mit Ihnen führen. Dabei erklärt er Ihnen die Operationsmethode und welche Prothesenart verwendet wird. Die Wahl des richtigen Prothesenmodells hängt von Ihrer individuellen Knochenbeschaffenheit, Ihrem Körpergewicht und Ihrer körperlichen Aktivität ab. In der Regel hat der Operateur daher im Vorfeld anhand des Röntgenbildes und Ihren Daten bereits das Prothesenmodell und die Art der Fixierung ermittelt.
In den meisten Fällen wird sich der Operateur am Tag vor der Operation auch nach Ihrem aktuellen Befinden erkundigen. Bitte scheuen Sie sich auch ohne diese Aufforderung nicht, ihm Beschwerden mitzuteilen, die Sie als „Lappalie“ empfinden, wie eine Erkältung oder eine Hautinfektion. Denn diese eigentlich harmlosen Erkrankungen sollten auf jeden Fall vor einem operativen Eingriff auskuriert werden!
Auch der Narkosearzt wird am Tag vor der Operation mit Ihnen ein Gespräch führen, um eventuelle Risiken für die Narkose abzuklären. Er wird einige kleine Untersuchungen durchführen; insbesondere interessiert ihn dabei die Funktion von Herz und Lunge sowie mögliche Allergien. Dann wird er mit Ihnen die Art der Narkose besprechen.
Bei einer Hüftprothesenoperation kann es unter Umständen zu einem größeren Blutverlust kommen. In diesem Fall muss dieser dann durch eine Bluttransfusion ausgeglichen werden. Wird dabei eigenes, zuvor gespendetes Blut verwendet, ist die etwaige Übertragung von Infektionskrankheiten, wie Hepatitis C oder HIV, so gut wie ausgeschlossen.
In der Regel liegt zwischen der Diagnose und der Hüftprothesenoperation ein genügend großer Zeitraum (etwa zwei bis sechs Wochen), um mit dem behandelnden Arzt über dieses Thema zu sprechen. Nehmen Sie diese Gelegenheit wahr und lassen Sie sich über die Möglichkeit einer Eigenblutspende beraten!